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Unser Spineboard steht meistens nur herum – zum Glück!

von Corinne Richert

Ein Badegast reißt die Arme in die Luft und braucht offensichtlich Hilfe
Ein Badegast droht unter zu gehen und braucht Hilfe. Hier natürlich nur für den Fotografen.
Rettungsschwimmer Dirk Oppermann kommt mit dem Spineboard zu Hilfe
Rettungsschwimmer Dirk Oppermann kommt mit dem Spineboard zu Hilfe.

Es ist etwa zwei Meter lang, signalgelb und sieht fast wie ein Surfbrett aus, ist es aber nicht. Das sogenannte Spineboard, ein Rettungsbrett, erleichtert vielmehr Rettungsschwimmern in den Freibädern der Bäder Halle GmbH die Arbeit. Kurz gesagt, bietet es die einzig wirksame Möglichkeit, Verunglückte darauf zu bergen und mühelos ans Ufer bzw. an den Beckenrand zu transportieren. Mit einem Rettungsring geht das in dieser Form nicht. Zum Glück steht das Brett aber meist nur griffbereit an der Seite und wurde bisher ausschließlich zu Übungszwecken gebraucht. Denn alle Rettungsschwimmer müssen natürlich fit sein im Umgang damit. Regelmäßige Lehrgänge stehen deshalb auf der Tagesordnung. Im Ernstfall muss es schnell gehen, Abläufe müssen routiniert von der Hand gehen!

„Das Spineboard macht ein sanftes Bergen der verunfallten Person möglich“, sagt Ulrike Heinicke, Betriebsleiterin der Bäder Halle GmbH. Das sei etwa bei Rückenverletzungen notwendig, außerdem hilft es, wenn der Verunfallte auch noch schwergewichtig ist. „Das Plastikbrett hat einen starken Auftrieb und erleichtert damit die Arbeit sehr“, erklärt Rettungsschwimmer Dirk Oppermann. 

Der Verunfallte wird zum Beckenrand gezogen.
Der Verunfallte wird zum Beckenrand gezogen.
Das Rettungsbrett wird unter das Unfallopfer geschoben.
Das Rettungsbrett wird unter das Unfallopfer geschoben...
Das Opfer wird ganz sanft herausgezogen.
...und dieses damit ganz sanft herausgezogen.

Bedingung ist natürlich, dass das Wasser und der Beckenrand die gleiche Höhe haben. „Sonst funktioniert es nicht“, so Ulrike Heinicke. Im Nordbad gibt es ein solches Spineboard, in der Saline auch. Für Becken mit hoher Überlaufrinne oder anderen baulichen Umständen gibt es auch Spineboards mit Gurten zum Festschnallen.

Wie funktioniert das Spineboard denn nun? Dirk Oppermann zeigt es: In der Mitte des Schwimmbeckens wedeln zwei Arme, der Kopf ist bereits unter Wasser – jemand ertrinkt! Der 31-Jährige schnappt sich das gelbe Brett, rennt damit zum Beckenrand und legt es ab. Das sieht ein bisschen aus wie in „Baywatch“, jener amerikanischen Vorabendserie, in der ausnahmslose alle Rettungsschwimmer supersexy waren und die - sicher auch deshalb - als erfolgreichste Serie des 20. Jahrhunderts gilt. Doch mit Sexappeal hat Retten in der Realität wenig zu tun. Vielmehr geht es um umsichtiges Handeln und um Schnelligkeit. 

Am Beckenrand angekommen, springen er und Robin Harnisch, Azubi im 2. Ausbildungsjahr zum Fachangestellten für Bäderbetriebe, per Kopfsprung ins tiefe Becken. Das alles ist Sekundensache. Der Rettungsschwimmer greift dem Verunglückten von hinten unter die Arme, der Azubi hilft. Der Verunglückte wird im Wasser zum Beckenrand gezogen.  Einer hält den Geretteten, der andere schiebt das Brett der Länge nach unter den Körper. Per Hebelwirkung kann dieser nun vorsichtig über den Beckenrand gehoben werden. Schon ist er draußen. Dort wird Erste Hilfe geleistet und bei Bedarf der Notarzt gerufen. Ein weiterer Vorteil des Spineboards ist auch, dass der Verunglückte gleich mit dem Board auf die Rettungsliege des Krankenwagens gehoben werden kann.   

Das Opfer kann nun erstversorgt werden.
Das Opfer kann nun erstversorgt werden.

Also rundum eine gute Sache. Solche Rettungsbretter sind gesetzlich nicht vorgeschrieben, werden aber von der Wasserwacht empfohlen. Beim Sicherheitscheck der Wasserwacht kurz vor Saisoneröffnung hat das Freibad Saline fünf von fünf möglichen Sternen erhalten. Rund 150 Einzelpunkte werden dabei gecheckt, der Besitz eines Spineboards ist ein Kriterium. Die Saline - unser „5-Sterne-Bad“ – na, wenn das nichts ist! Das Gütesiegel „Sicheres Schwimmbad“  zeugt gleich am Eingang davon.

12.07.2016