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Mit Guide im Berufsleben: Angestellter mit Handicap bei der IT-Consult Halle GmbH
von Annette Lippstreu - pandamedien
Niemand scheint verwundert, wenn Lars Lippek durch die Flure der IT-Consult Halle GmbH geht. Er geht nicht allein, der Blindenstock ist sein Begleiter. Versehentlich stößt er damit schon mal gegen eine Tür, doch er schmunzelt dazu: „Jetzt wissen sie, dass ich da bin“. Lars Lippek ist von Geburt an zu 100 Prozent blind. Da, bei IT-Consult, einem Unternehmen der Stadtwerke Halle, ist der gelernte Informatik Kaufmann bereits seit über acht Jahren.
Sprinter beim SV Halle
Lippek stammt aus Ehstedt in der Altmark. In Tangerhütte besuchte er das Landesbildungszentrum und entdeckte, nicht zuletzt durch den geschulten Blick seiner Grundschullehrern, Heike Diesing, seine Affinität zum Sport. Dieser war es, der ihn 2006 nach Halle führte. Für den SV Halle war er als Sprinter aktiv und errang mehrere Deutsche Meistertitel und DM-Medaillen. Lippek absolvierte seine Ausbildung beim Berufsförderungswerk Halle. Die notwendigen Praxiskenntnisse erwarb er im Rahmen teils längerer Praktika bei IT-Consult. Noch vor den Abschlussprüfungen bewarb er sich und wurde nach Vorlegen der Zeugnisse eingestellt. „Ich hatte wohl einen ganz guten Stand bei den Chefs.“ Eine Sonderbehandlung möchte er nicht,doch ein paar Dinge sind eben anders, wenn man nicht sehen kann. Beim Sprint lief er mit Guide, verbunden durch ein Band am Handgelenk.
Guide im Berufsleben
Um seinen Beruf auszuüben, nutzt Lars Lippek Vorlesesoftware und eine Braillezeile an der Tastatur, ein Ausgabegerät, dass Zeichen in Brailleschrift darstellt. Das hilft ihm z. B. Formatierungen, wie fett gedruckte Texte, zu erkennen. Zur Erfüllung des Jobs im Bereich SAP Basis nutzt er sein Fachwissen. Wenn Fragen auftreten, sind die Kollegen seine Guides. „Man muss den Mut haben zu fragen und ich mache es meinen Kollegen gern leicht. Es ist immer ein Nehmen und Geben“, beschreibt Lippek die Atmosphäre, die er sehr schätzt. Die Aufgabenverteilung erfolgt entsprechend der Spezialisierung der einzelnen Mitarbeiter, Rücksicht - wozu? „Wie jeder andere Kollege muss ich ganz normal ran, außer es funktioniert leider technisch durch meine Blindheit nicht. Dann finden wir Lösungen“. Zum Mittagessen geht er fast nieallein, da ist es mit Begleitung praktischer.
Er nutzt ganz normal Weiterbildungsangebote. Besonders schön ist es, wenn ihm, wie bei einer Schulung vor drei Jahren, ein speziell ausgerüsteter Arbeitsplatz und das Schulungsmaterial in digitaler Form zur Verfügung gestellt werden.
Man merkt ihm an, dass er sich wohl und angekommen fühlt. „Ich ruhe ganz in mir“, sagt der 29-Jährige. Mit Frau und Sohn ist er kürzlich von der Innenstadt ins Grüne des Stadtteils Büschdorf gezogen. Er genießt die Natur und die neuen Herausforderungen mit Haus und Garten. Der Arbeitsweg ist kein Problem, mit der Straßenbahn fährt er fast direkt von Tür zu Tür, ganz entspannt in 30 Minuten.
25.07.2018
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